Stell dir vor, du schlenderst durch einen Weinberg. Zwischen den Reben summen Bienen, Schmetterlinge tanzen über blühende Kräuter und irgendwo zwitschert ein Vogel. Klingt idyllisch, oder? Genau diese Idylle ist es, die Biodiversität im Weinberg ausmacht. Und sie ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch enorm wichtig für die Qualität des Weines und die Gesundheit der Reben.
Lange Zeit galt im Weinbau das Motto "Ordnung muss sein". Gepflegte Rebreihen, akkurat gemähter Boden - alles picobello. Doch zum Glück setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass ein lebendiger Weinberg mit einer reichen Artenvielfalt viele Vorteile bietet.
Wir haben uns mit Patrick Jacklin vom Weingut Heitlinger unterhalten und gefragt, warum es für Sie unablässig ist auf Biodiversität zu setzen.
Biodiversität im Rebberg - warum ist Euch das im Weingut Heitlinger so wichtig?
Biodiversität bildet das Fundament für vitale, widerstandsfähige Weinberge. Ein vielfältiges und stabiles Ökosystem unterstützt die natürliche Entwicklung der Reben und ermöglicht es ihnen, hochwertige Trauben hervorzubringen – die Basis für Weine mit Charakter und Qualität.
Wie genau setzt Ihr das Thema Biodiversität bei Euch um?
Durch gezielte Massnahmen wie das Anlegen und Pflegen von Hecken, Trockenmauern und speziellen Habitaten fördern wir die Biodiversität aktiv. Kompost, Nistkästen, Greifvogelstangen, verschiedene Einsaaten sowie der Einsatz von Schafen und Bienen bereichern die Artenvielfalt. Durch weniger Traktorfahrten und den Verzicht auf Pestizide unterstützen wir zusätzlich die natürliche Balance im Weinberg.
Welchen Einfluss hat dies auf die Arbeit im Rebberg und welchen Effekt hat es auf die Rebstöcke?
Eine hohe Biodiversität schafft eine natürliche Balance, die die Widerstandsfähigkeit der Reben stärkt. Eine reiche Artenvielfalt fördert die Bodenfruchtbarkeit und verbessert die Vitalität der Pflanzen.
Ist der Aufwand für Euch grösser seit Ihr Biodiversität fördert?
Der Aufbau einer stabilen Biodiversität erfordert anfangs mehr Arbeit. Sobald der Weinberg jedoch in ein stabiles Gleichgewicht gelangt, wird er robuster und pflegeleichter.
Spiegelt es sich auch im Wein wider?
Absolut! Ein lebendiger Weinberg bringt vitale, charaktervolle Trauben hervor, die wiederum die Grundlage für authentische, ausdrucksstarke Weine sind.
Biodiversität und Bio-Wein - besteht hier ein direkter Zusammenhang?
Für uns ist Biodiversität integraler Bestandteil des ökologischen Weinbaus. Auch Weingüter ohne Bio-Zertifizierung können jedoch in Sachen Biodiversität vorbildlich arbeiten und einen wertvollen Beitrag leisten.
Wenn man Bio-zertifiziert ist, hat man dann auch die Auflage Biodiversität zu fördern?
Es gibt keine direkte Verpflichtung, aber für uns ist die Förderung der Biodiversität eine natürliche Ergänzung zu den Grundsätzen des ökologischen Weinbaus.
Als Paradebeispiel für Wein aus Weinbergen, bei denen Biodiversität gefördert wird haben wir den Pinot Blanc von euch ausgewählt. Was würdest Du zu diesem Wein servieren, wenn Du Gäste hast?
Für den Pinot Blanc VDP.Gutswein benötigt man nicht zwingend eine Speisebegleitung. Jedoch ist folgendes Rezept sehr gut und passt auch hervorragend als Vorspeise wenn man Gäste hat. Passend hierzu empfehlen wir ein Lachstatar mit frischem Apfel und knusprigen Brotscheiben.
Biodiversität im Weinberg
Die Förderung der Biodiversität ist ein sehr wichtiges Thema, da eine artenreiche Umgebung die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems stärkt und zu einem natürlichen Gleichgewicht beiträgt. Winzer, die auf naturnahen nachhaltigen Weinbau setzen beschäftigen sich daher zwingend mit Biodiversität im Weinberg. Es gibt verschiedene Teilbereiche, die wichtig sind und bei denen Massnahmen ergriffen werden können:
Begrünung der Rebgassen
Hier können artenreiche Mischungen eingesetzt werden, da dies deutlich besser ist als Monokulturen. Dies könen heimische Gräser, Kräuter und Leguminosen sein. Ziel ist es, Lebensraum und Nahrung für Insekten, Vögel und Kleintiere zu bieten. Gezielt angelegte Blühstreifen locken zusätzlich Bestäuber an und fördern die Artenvielfalt. In einigen Bereichen kann auch auf spontane Vegetation gesetzt werden umd die natürliche Artenvielfalt zu erhöhen.
Strukturelle Elemente
Am Rande des Weinbergs oder in der Nähe von Trockenmauern werden Hecken und Bäume angelegt. Diese bieten Nistplätze und Rückzugsorte für Vögel, Fledermäuse und Insekten. Die Trockenmauern bieten auch Lebensraum für Reptilien, Insekten und Spinnen. In den Rebbergen können auch Lesesteinhaufen zum Unterschlupf für Kleintiere angelegt werden. Das Aufhängen von Nistkästen zieht auch Vögel und Fledermäuse an.
Bodenmanagement
Eine reduzierte Bodenbearbeitung vermindert die Störung des Bodens und fördert das Bodenleben. Zudem verbessert eine organische Düngung die Bodenqualität und die Biodiversität im Boden. Kompost liefert wichtige Nährstoffe.
Pflanzenschutz
Es werden nur biologische Pflanzenschutzmittel eingesetzt und auf chemische Schutzmittel verzichtet. Diese Massnahme dient dem schonen von Nützlingen. Zudem werden Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Desweiteren kann auch Beweidung mit Schafen gesetzt werden. Die Schafe halten die Begrünung kurz und sorgen zudem für die Düngung des Bodens. Nachts wird auf Beleuchtung verzichtet umd nachtaktive Insekten zu schützen.
Von Anfang an setzten wir in der Vinothek Hauser auf Wein aus nachhaltigem naturnahem Anbau. Denn man merkt den Unterschied. Denn wie will man einen lebendigen Wein produzieren, wenn der Rebberg aus dem die Trauben kommen tot ist? Daher beschäftigen wir uns seit langer Zeit mit dem Thema Biodiversität. Lernen Sie Produkte aus unserem Sortiment kennen und überzeugen Sie sich selbst vom Unterschied.
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